Tipps für die Zeckensaison

Tipps für die Zeckensaison


Sie lauern im Gras und mögen es feucht

Wie man sich vor den kleinen Blutsaugern schützen kann, was nach einem Stich zu tun ist und warum sich Zecken am liebsten auf dem Wirt paaren.

(Christina Berndt und Barbara Reye, Bernerzeitung vom 15.4.2023, Seite 26)

Gerade werden die Zecken wieder aktiv. Mit den Frühlingstemperaturen legen sie ihre Winterstarre ab, hängen sich an Gräser und klettern Sträucher hoch, wo sie auf ihre Wirte warten, um Blut von ihnen zu saugen. Und diese Wirte sind oft genug Menschen.

Zum Problemtier werden Zecken, weil sie häufig Krankheitserreger in sich tragen, die sie beim Stechen ins Blut der Menschen abgeben. Die daraus entstehenden Krankheiten können schwerwiegend sein. Während die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), eine Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten, durch Viren verursacht wird, handelt es sich bei der Borreliose um eine bakterielle Infektion, die unter anderem auch zu neurologischen Krankheiten führen kann.

Wer die Spinnentiere auf seinem Körper findet, sollte sie sofort entfernen, um das Krankheitsrisiko zu senken. Denn während die Zecke beim Menschen Blut saugt, lässt sie Speichel in die Blutbahn und mit ihm Krankheitserreger, die sie in sich trägt. Doch Vorsicht: Wenn man der Zecke beim Entfernungsversuch auf ihren vollgesaugten Körper drückt, gibt sie viel von dem ergatterten Blut wieder in den Wirt ab - inklusive aller Viren und Pathogene, die sie in sich trägt.


Von Alkohol oder Öl ist abzuraten

Deshalb sollte man die Zecke möglichst nahe an ihrem Kopf mit einer Pinzette oder Zeckenzange herausziehen oder mit einer Zeckenkarte herausschieben. Sie sollte dabei eher nicht gedreht werden, weil man dann Gefahr läuft, sie zu quetschen. In jedem Fall muss man sich auf einigen Widerstand gefasst machen, weil sich die Zecke mit Widerhaken in die Haut verbeisst und auch noch eine Art Zement absondert, um sich «festzumörteln». Die von der Zecke verabreichte, proteinartige Struktur polymerisiert schnell und verhärtet sich dadurch. Von Alkohol, Öl oder anderen Hilfsmitteln zum Herausziehen der Zecke ist abzuraten: Sie schaden mehr, als dass sie helfen würden.

Bleibt der Rüssel beim Entfernen in der Haut stecken, ist das erst mal kein Grund zur Beunruhigung. Vom Rüssel selbst geht keine Infektionsgefahr aus, und die Haut stösst ihn innerhalb der nächsten Tage meist ganz von allein ab. Allerdings sollte man nach dem Entfernen der Zecke die Einstichstelle desinfizieren und in den folgenden sechs Wochen im Blick behalten. Weil man leicht vergisst, wo es war, kann man die Stelle dazu mit einem Filzstift markieren.

Treten Schwellungen auf, bekommt man grippeähnliche Symptome oder bildet sich ein roter Ring um die Einstichstelle, sollte man einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Eine unauffällige Rötung unmittelbar nach dem Zeckenstich und nach der Entfernung des Parasiten ist hingegen normal. Sie sollte allerdings innerhalb weniger Tage abklingen.

Die Gefahr durch Zecken ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Ihre ohnehin schon grosse Ausbreitung hat zugenommen, und der Klimawandel könnte dazu führen, dass Zecken beispielsweise früher in der Saison aktiv sind. Zugleich breiten sich auch neue Krankheitserreger aus.

So konnte Cornel Fraefel vom Virologischen Institut der Universität Zürich zusammen mit seinem Team Ende vergangenen Jahres erstmals ein neues Virus in Schweizer Zecken nachweisen: Das sogenannte Alongshan-Virus wurde erst 2017 in China entdeckt und gehört wie das FSME-Virus in die Familie der Flaviviren. Im Unterschied zum FSME-Virus gibt es für das ALS-Virus derzeit aber noch keine Impfung. Ein Bluttest zur Diagnose der Infektion wird hingegen von den Zürcher Forschenden momentan entwickelt.


Wo sich Zecken besonders wohlfühlen

Zecken warten meistens auf Grashalmen oder Sträuchern und lassen sich von ihren Wirten beim Vorübergehen einfach abstreifen. Sie suchen sich dann eine möglichst geschützte Stelle zum Blutsaugen. Beim Menschen entscheiden sie sich häufig für einen Platz hinter den Ohren, am Hals und in kuscheligen Körpermulden wie Achseln, Ellenbeugen, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen. Aber auch an Hautpartien mit eng anliegender Kleidung fühlen sich die Blutsauger wohl.

Wenn man sich durch einen Zeckenstich eine Krankheit holt, ist das hierzulande weiterhin meist die Borreliose. Sie ist erheblich häufiger als die FSME. Seit 2005 schwanken die FSME-Fallzahlen in der Schweiz zwischen 100 und 250 Fällen pro Jahr. Die ganze Schweiz gilt mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin als FSME-Risikogebiet.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht davon aus, dass bei uns im Gegensatz zur FSME jährlich rund 10’000 Personen an einer Borreliose erkranken. Die spiralförmigen Borrelien führen oft, aber nicht immer zu Rötungen auf der Haut, die häufig, aber nicht immer, einen charakteristischen Kreis um die Stichstelle herum bilden. Mitunter tritt auch nach Tagen bis Wochen erneut eine Rötung auf. Die Hautveränderung kann zudem von Kopfschmerzen und anderen grippeartigen Symptomen begleitet werden.

Die Borrelien können sich aber auch in den Körper ausbreiten und das Nervensystem, die Gelenke sowie mitunter auch das Herz befallen. Ein Gutes aber gibt es: Die Borreliose lässt sich mit Antibiotika sehr gut behandeln, wenn möglichst früh mit der Therapie begonnen wurde. Eine Impfung gibt es im Gegensatz zur FSME nicht. Eine durchgemachte Borreliose schützt auch nicht vor erneuter Erkrankung.

Nach dem Spitzenjahr von 2020 liegen die diesjährigen Fallzahlen für FSME bislang im Rahmen der jährlich beobachteten Schwankungen. In den letzten fünf Jahren hat das BAG eine Zunahme der jährlichen Inzidenz von FSME beobachtet. Bei der Borreliose befindet sich nach den Spitzenjahren von 2018 und 2020 die hochgerechnete Anzahl Fälle für 2023 ebenfalls bislang im Rahmen der Vorjahre, vermeldet das BAG.

Wenn man ein bis zwei Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen entwickelt, besteht ein Verdacht auf eine FSME, die Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten. Der Erreger, das FSME-Virus, ist mit den Erregern des Dengue- und des Gelbfiebers verwandt, die es in den Tropen gibt.

Oft verläuft die Infektion mit dem FSME-Virus harmlos, die meisten Betroffenen merken nicht einmal etwas davon. Doch jeder dritte bekommt die grippeähnlichen Symptome. Und mitunter entzündet sich neben den Hirnhäuten und dem Gehirn auch das Rückenmark. Dann kann es zu Krampfanfällen, Bewusstseinsstörungen und Lähmungen kommen, die nicht immer folgenlos ausheilen. Jeder hundertste Betroffene stirbt sogar. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen. Medikamente gegen das FSME-Virus gibt es nicht, man kann nur versuchen, die Symptome der Entzündung zu behandeln. Dafür gibt es gegen die FSME aber eine Impfung.


Nach dem Blutmahl fallen sie vollgesogen vom Wirt ab

Zecken verhalten sich passiv und warten an einem geeigneten Ort, der zwar feucht, aber nicht zu warm ist. Die Tiere können bei entsprechendem Wetter sogar bis zu 40 Stunden auf einem Grashalm ausharren, bevor sie sich wieder in Bodennähe zurückziehen. Dort nehmen sie dann die nötige Feuchtigkeit auf, um nicht auszutrocknen. Danach klettern sie je nach Witterung wieder hoch. Manchmal suchen sie sich auch einen besseren Platz. Insgesamt können sie sich bis zu 10 Meter verschieben.

Sie haben lichtempfindliche Zellen, mit denen sie Schatten erkennen können. Aber auch Geruch wie etwa Iso-Buttersäure im Schweiss nehmen sie wahr. Zudem besitzen sie diverse Sinneshaare und an ihren vordersten Beinpaaren das Haller-Organ, mit dem sie ausgeatmete Luft in Form von Kohlendioxid registrieren. Wie ein kleiner Computer verarbeitet das sogenannte Gehirnganglion dann die Informationen, sodass sie schnell auf bestimmte Situationen reagieren.

Nach dem Stich einer Zecke dauert es mindestens 17 Stunden, bis sich Borrelien übertragen lassen. Denn die Bakterien müssen zuerst aus dem Mitteldarm der Zecke in die Speicheldrüsen gelangen und sich dort entwickeln. Anders sieht es bei FSME-Viren aus, die sofort auf den Wirt übergehen können. Deshalb ist es notwendig, eine Zecke schnell zu beseitigen. Nach dem Blutmahl fallen die Zecken vollgesogen vom Wirt ab - egal, ob als Larve, Nymphe oder adultes Tier. Sie brauchen das Blut für die Entwicklung und ihren Stoffwechsel.


Ein adultes Weibchen kann nach einem weiteren Blutmahl und der Paarung mit einem Männchen rund tausend Eier legen. Damit sich Männchen und Weibchen überhaupt finden, hinterlassen Zecken Kotspuren oder andere riechende Substanzen. Am liebsten kopulieren sie direkt auf dem Wirt, weil dadurch die Zeckenweibchen noch mehr Blut aufnehmen.

Um sich Zecken vom Leib zu halten, gibt es ein paar Tricks: Nebsen Schutzmassnahmen wie Einsprühen von Repellents gehört auch das Tragen heller Kleidung dazu - nicht weil Zecken diese scheuen, sondern weil man die Tiere darauf leichter entdeckt. Auch sollte man beim Aufenthalt im Wald und in der Wiese lange Hosen und lange Ärmel tragen, um den Zecken keine nackte Haut zu bieten. Und die Hose in die Socken stopfen.